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Weltreise in der Corona-Pandemie: Unsere Erfahrungen

Auf Weltreise trotz Corona?

Wir haben es gewagt, sogar mit vier Kindern im Gepäck. Und auch wenn das Reisen nicht so unbeschwert ist wie zuvor, ist es möglich. 

Wie wir unsere Langzeitreise (ob es eine Weltreise wird, können wir "dank" Corona noch nicht planen....) in Zeiten der Pandemie erleben, verrate ich Euch hier:

Verantwortung

Da das Reisen in Corona-Zeiten ja oft heiß diskutiert wird, erstmal ein paar Sätze zu den Bedenken:  Darf man denn aus moralischer Sicht in Zeiten von Corona überhaupt eine Weltreise machen? Kann man das verantworten? 

Wir denken, man kann auch in der Pandemie verantwortlich reisen. Genauso, wie man sich auch zu Hause komplett unverantwortlich verhalten kann, so kann man eine Reise auch trotz Pandemie verantwortlich gestalten. Verantwortlich für sich und seine Mitreisenden, aber auch verantwortlich für die Bevölkerung der Ländern, in die man reist.

Zur Verantwortung (und auch zum Respekt als Gast) gehört auch die Einhaltung der lokalen Regelungen, von Tests über Masken oder anderen Vorgaben. 

Jeder kann auch durch sein Reiseverhalten Risiken vermeiden. Es macht einen Unterschied, ob man in der Großstadt unterwegs ist oder mit dem Wohnmobil in der Pampa. Ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt oder mit dem Mietwagen. Hygieneregeln, Abstände etc., auch dies kann und muss angemessen auf Reisen eingehalten werden, wenn die Lage es erfordert.

Meines Erachtens trägt ganz besonders die Impfung zum verantwortungsvollen Reisen bei, weil es unwahrscheinlicher ist, das Geimpfte das Virus einschleppen und weitergeben. Dies muss jeder für sich entscheiden, aber für mich gehört das zum verantwortungsvollen Reisen dazu. 

Und was das beliebte "Argument": Und können nicht alle einfach mal mit dem A**** zu Hause bleiben, bis das alles vorbei ist? betrifft: Corona wird nicht vorbei sein. Es werden sicherlich weiter neue Varianten kommen, wie wir gerade mal wieder erleben. Es werden immer neue, angepasste Impfstoffe notwendig sein, eine weltweite Herdenimmunität wird wohl nicht zu erreichen sein. Vielleicht haben wir Glück, dass eine der neuen Varianten harmloser in den Verläufen wird. Vielleicht auch nicht. Also müssen wir irgendwie mit diesem Virus leben. Verantwortungsvoll, mit der gebührenden Vorsicht, aber doch LEBEN.

Und nach dieser Klarstellung verrate ich Euch nun, wie wir trotz und mit Corona (leider auch im Wortsinn mit Corona!) unsere Weltreise erleben. Zwischen Infektion, Test-Zittern und tollen Reiseerlebnissen.

Mensch, Malta: Corona Infektion zum Weltreisestart

Wir sind nun schon mehr als 5 Monate unterwegs. Und immer begleitet uns Corona, natürlich.

Schon die erste Station, Malta, lief Corona-mäßig so gar nicht wie geplant. Wir hatten Malta als Start ausgesucht, damit unsere beiden Großen einen Englischkurs dort machen können. Gleichzeitig fanden wir Malta eine besonders entspannte Wahl, denn zu unserem Start war Malta das allererste Land weltweit, dass eine Herdenimmunität durch Impfungen erreicht hatte. Also alles entspannt. Einreise  nur mit PCR Test und Gesundheitsfragebogen, hat aber alles gut geklappt. Nach 2,5 Wochen auf Malta sollte es weiter gehen, eigentlich... Dann aber das Drama: Wir waren also noch keine 2 Wochen auf Weltreise, als sich einer unserer Söhne mit Corona ansteckte. Ausgerechnet auf Malta. Es gab auf Malta einen riesigen Ausbruch in den Sprachschulen und da hat er sich dann angesteckt (zum Glück aber einen recht leichten Verlauf!). Komischerweise hat sich sonst keines der Kinder angesteckt, wir haben daraufhin alle einen PCR-Test gemacht (auch wir geimpften Eltern).

Trotzdem natürlich Quarantäne für die ganze Familie. Es warf unsere kompletten Reisepläne über den Haufen, wir mussten unsere Flüge stornieren, unseren Aufenthalt auf Malta verlängern etc. Die Quarantäne dauerte 14 Tage, die nach hinten raus sehr, sehr lang wurden. Zum Glück hatten wir zumindest eine sehr schöne und große AirBnB Wohnung gemietet, sonst wären wir uns sicherlich zu sechst an die Gurgel gegangen. 

Und, ganz ehrlich, das Erlebnis lässt uns nun bei jeder Runde notwendiger Corona-Tests zittern. Auch Geimpfte können sich ja anstecken (wenn das Risiko auch kleiner ist). Und wir sind nun jedes Mal echt nervös. Die Erfahrung hat uns sicher so ein bisschen Leichtigkeit genommen, soweit man überhaupt Leichtigkeit beim Reisen heutzutage haben kann. Es hat uns sicher auch nochmal vorsichtiger gemacht.

Entspanntes Reisen in Mexiko

Für unseren Flug nach Mexiko ging es von Malta erstmal zu einem Zwischenstopp nach Madrid. Zu unserem ursprünglich gebuchten Flugzeitpunkt wäre eine Einreise von Malta nach Spanien ohne Test möglich gewesen, 11 Tage später, als wir dann endlich die Quarantäne überstanden hatten, war Malta aber wieder Risikogebiet (wegen des Corona Ausbruchs in den Sprachschulen...) und wir mussten für die Einreise nach Spanien einen Test machen, Antigen. Und wieder ein Gesundheitsformular ausfüllen. Für den Flug nach Mexiko brauchten wir dann gar keinen Test, Mexiko ist eines der wahrscheinlich aktuell wenigen Länder, bei denen kein Test / Impfung oder irgendwas erforderlich ist. Ok, einen Gesundheitsfragebogen gibt es, die Website funktionierte aber nicht so recht und als wir dann ohne den generierten QR Code leicht nervös an der Immigration standen, sagte der entspannte Grenzbeamte nur "It's optional". Das war im Gegensatz zu den strengen Regel in Malta oder Spanien schon bemerkenswert... Die Corona Zahlen in Mexiko, vor allem auf der Yucatan Halbinsel, wo wir uns aufgehalten haben, waren hoch, sogenannte "Orange Zone". Und obwohl das Gesundheitsformular so lax gehandhabt wurde, gehen die Einheimischen sehr diszipliniert mit Corona um (die Touristen nicht unbedingt...): Auf Maskenpflicht, Desinfizieren und Temperaturmessen wird in Mexiko viel Wert gelegt.

USA - von Corona gespaltenes Land

19 Tage in Mexiko (eigentlich sollten es 30 sein, wäre die Quarantäne auf Malta nicht gewesen) waren nur ein Zwischenstopp, damit wir dann in die USA einreisen konnten. Eine touristische Einreise aus dem Schengenraum war im August noch nicht möglich, wenn man aber mindestens 14 Nächte außerhalb des Schengenraums war, kam man rein. Mit Corona-Test, ein Antigen-Test reicht, aber der dafür schon für Kinder ab 2 Jahren. (Seit November kommen nur noch Geimpfte mit Test rein!) Innerhalb der USA sind die Regeln dann wiederum total unterschiedlich. Von strengen 1G Regeln in New York über sehr wenige bis gar keine Maßnahmen in anderen Bundesstaaten. Wir sind in 9 Wochen durch 19 verschiedene Staaten gefahren, einige davon mit zu der Zeit sehr hohen Corona Zahlen. Generell ist die Maskenpflicht in den meisten Staaten sehr lax. In einigen Staaten gibt es sie z.B. beim Einkaufen, aber auch dort sieht man dann immer viele mit der Maske unter der Nase. In den meisten Staaten, in denen wir waren, ist die Maske eher Empfehlung (und oft nicht getragen).

Was für uns super war, war die Möglichkeit, unsere beiden 13-jährigen in den USA impfen zu lassen (bitte keine Verschwörungstheorien oder Anti-Impf-Kommentare, die werden sowieso gelöscht... ). Das war super unkompliziert im Walgreens (Drogerie / Apotheken Kette), auch für Ausländer problemlos möglich. Außer, dass sie dort das gelbe Impfheftchen nicht ausfüllen...

Von unseren mehr als 9 Wochen USA waren wir 8 Wochen im Wohnmobil unterwegs. Sprich, wir waren viel draußen, nicht so viel mit anderen Menschen in geschlossenen Räumen (außer halt beim Einkaufen, in Restaurants...) und fühlten uns durch die Impfung auch relativ gut geschützt. Dadurch, dass die Auflagen doch eher gering waren, konnte man die Pandemie fast ein bisschen vergessen (aber auch nur ein bisschen).

Gleichzeitig haben wir in den ganzen 9 Wochen USA KEINE anderen deutschen Touristen getroffen. Zwar ein paar Deutsche, die aber in den USA leben oder studieren. Aber wirklich keinen einzigen Touristen. Und auch sonst kaum ausländische Touristen, nur (teils viele) US-amerikanische Touristen. Das ist sicherlich mittlerweile wieder anders, seit die Einreise für Geimpfte wieder erlaubt ist. Aber wir fanden es ganz besonders, auch wenn es deshalb nicht wirklich leer war, denn der größte Teil der Touristen im Land sind  ja wirklich Amis, die auch wegen Corona noch mehr im eigenen Land Urlaub machen.

Zurück in Mexiko - Pazifikküste

Ganz anders dann wieder zurück in Mexiko. Deutsche und überhaupt ausländische Touristen ÜBERALL!

Mexiko ist mittlerweile nach den relativ hohen Zahlen im Sommer fast komplett "grün" auf der Corona Landkarte. Und da der Winter und damit die Hochsaison naht, wird es immer voller. Dazu kommt, dass Mexiko mittlerweile einen der Länder mit den wenigsten Auflagen bei der Einreise weltweit ist. Kein Test, kein 3 oder 2 oder 1 G, nix. Da kann man gut oder schlecht oder leichtsinnig finden, aber zumindest lockt es Touristen in Scharen, diesen Winter wird Mexiko sicherlich aus allen Nähten platzen. Zumal ein anderes sehr beliebtes Reiseziel aus dem letzten Corona Winter, nämlich Costa Rica, gerade 1 G einführt. Wir sind mit Zwischenstopp in Mexico City an die Pazifikküste gereist und dort seit mehreren Wochen. Auch hier das übliche Bild, die Einheimischen tragen viel Maske, in den großen Geschäften und Supermärkten inkl. Temperaturmessen, in den "Touristen-Bubbles" trägt dagegen kaum einer Maske. 

Wie verändert die Pandemie unser Reiseverhalten?

Die Corona Tests, Einreisebestimmungen und Regeln vor Ort ändern natürlich das Reiseverhalten. Man muss sich deutlich mehr informieren, hat mehr Aufwand beim Reisen.

Aber die Pandemie ändert schon unser eigenes Reisegefühl, also das, womit wir uns wohlfühlen. Kontakte mit anderen, ja, sehr gerne. Aber mit vielen Menschen in Innenräumen zu sein, versuchen wir eher zu vermeiden. Drinnen sitzen in einem knallvollen Restaurant? Muss nicht sein, wir essen lieber dort, wo wir draußen / zumindest halbdraußen sitzen können.

Öffentliche Verkehrsmittel sind auch so eine Sache, wo wir mehrmals überlegen... Klar, an den Flügen kommen wir nicht vorbei bei unseren Reisezielen. Und wir sind in Madrid trotz hohen Inzidenzen mit den Bus zum Hotel und wieder zum Flughafen gefahren, auch in New York ging es mit dem Zug vom Flughafen nach Manhattan und dort auch mit der Subway. Aber das sind eher Ausnahmen. 

In Yucatan hatten wir uns einen Mietwagen und ein Haus gemietet. Zwar haben wir auch Übernacht-Ausflüge in Mexiko gemacht und dort im Hotel geschlafen, aber auch dort war es eher leer und man kam nicht mit vielen anderen in Innenräumen in Kontakt. Und wie oben gesagt, ist das Reisen im Wohnmobil wie in den USA sowieso aus unserer Sicht perfektes "Pandemie-Reisen" (wie wir es auch schon im Corona-Sommer 2020 in Frankreich & Spanien genossen haben).

Zurück in Mexiko haben wir uns jetzt spontan ein Auto gekauft, mit dem wir jetzt in Mittelamerika weiter reisen werden, so dass öffentliche Verkehrsmittel in den kommenden Wochen nicht auf dem Plan stehen.

Generell reisen wir viel langsamer und bleiben länger in einem Land. Nicht nur, weil man mit 4 Kindern sowieso langsamer reist, sondern auch, weil halt jeder Grenzübertritt mit Corona extra gut durchdacht sein muss... 

Neue Variante - neue Einschränkungen?

Mit Sorge beobachten wir die Nachrichten über die neue Omikron Variante (die auch schon hier in Mexiko angekommen ist...). Was wird die Ausbreitung der Variante hier in der Region und weltweit bedeuten? Wenn wir alle ganz viel Glück haben, ist der Verlauf vielleicht milder, das wäre ja ein Geschenk für die Menschheit. Aber wenn nicht und sie dabei so hochansteckend ist?

Uns treiben aktuell einige "Was wäre wenn..." Gedanken um. Denn noch sind wir in Mexiko, einem großen Land, das auch in den letzten Wellen nie so richtig in den Lockdown gegangen ist. Aber andere Länder in Mittelamerika hatten durchaus die Grenzen geschlossen oder waren sehr restriktiv, z.B. Guatemala oder Panama... Was ist, wenn wir mit dem Auto weiter reisen und die Grenzen gehen plötzlich zu? Bleiben wir doch lieber noch ein wenig in Mexiko, bis klarer ist, wie Omikron sich auswirkt?

Auch beobachten wir gespannt die Entwicklung in Asien, da wir ja gerne im kommenden Jahr noch nach Südostasien würden. Thailand und Kambodscha sind ja nach wie vor die einzigen Länder, die sich nennenswert dem Tourismus geöffnet haben (und Sri Lanka und die Malediven, aber das zähle ich nicht zu Südostasien). Und schon hat Thailand einige eigentlich geplante weitere Lockerungsschritte auf Eis gelegt. Ebenso Indonesien oder die Philippinen. Besonders gerne würden wir nach Indonesien und Malaysia, aber das sehen wir im Moment wirklich noch nicht. :(

Selbst Thailand ist uns noch zu riskant (bzw. die Gefahr eines positiven PCR Tests ist uns bei 6 Personen schlicht zu groß, gerade mit der neuen Variante) und auch die Gefahr von plötzlichen Lockdowns dort ist immer aktuell. Mal sehen, wie sich das entwickelt, wir bleiben erstmal noch eine Weile in Mittelamerika und schauen was weiter passiert.

Reisen in Corona-Zeiten ist definitiv eine Herausforderung

Ein Fazit zum Langzeit-Reisen in Pandemie Zeiten gibt es natürlich nicht, schließlich sind wir noch mittendrin. Aber ganz klar, die Pandemie reist mit, mal mehr, mal weniger präsent.

Wir genießen es sehr, an mexikanischen Stränden den Sonnenuntergang zu schauen, anstatt bei Hamburger Winterregen mit Kleinkindern zu Hause zu sitzen, die wir sowieso nicht mit gutem Gewissen in die Kita schicken könnten. Wir sind dafür sehr dankbar.

Aber, auch das ist klar, es ist nicht das unbeschwerte Reisen wie es vor der Pandemie war. Jeder Grenzübertritt will wohl überlegt und geplant sein, Corona-Zahlen, Regeln und Entwicklungen müssen im Auge behalten werden. Und die Sorge um eine eigene Infektion und auch um eventuelle plötzliche Maßnahmen irgendwo reist mit. Von Kosten für Tests / PCR Tests mal ganz zu schweigen.

Und, falls Ihr zu den Leuten gehört, die gerne Reisen und Reiserouten im Voraus planen, auch bei Langzeitreisen: Vergesst es! Es klappt nicht.

Uns stellt dieses spontane Planen wirklich ganz schön auf die Probe und stresst uns manchmal sehr. Etwas mehr im Voraus planen würden wir gerne. Aber auch das gehört halt leider dazu im Moment und vielleicht hilft es uns, etwas gelassener zu werden.

Que sera, sera...


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Kommentare: 2
  • #1

    Sarah (Mittwoch, 08 Dezember 2021 20:58)

    Danke für das Teilen des tollen Reiseberichts, der besonders in Zeiten ­­­­­von Corona sehr interessant zu lesen ist. Dank diesem tollen Artikel habe ich wieder Mut zum Reisen in diesen schweren Zeiten bekommen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!

  • #2

    Jochen Bake (Sonntag, 27 Februar 2022 06:32)

    Als das Reisen mit dem Wohnmobil verboten war, haben wir das akzeptiert. Letztes Jahr und auch dieses waren wir mit unserem Wohnmobil unterwegs und fahren dorthin, wo es möglich ist. Wir sind 3-fach geimpft und hatten bisher noch keinerlei Probleme. Egal ob der Grenzübergang oder die Gastwirtschaft. Da wir gerne frei stehen, haben wir eh wenig Kontakt.