· 

Weltreise-Absage wegen Corona: Verhinderte Reisefamilien berichten

Wir haben in unserer "Weltreise in Corona Zeiten" Serie schon dramatische Geschichten gelesen von Familien, die ihre große Reise abgebrochen haben. Und spannende Einblicke bekommen in das Reisen in Pandemie-Zeiten von Familien, die trotz Corona weiter unterwegs sind

Aber wie geht es den Familien, die Corona kurz vor Reisebeginn ausgebremst hat?

Im Interview erzählen diesmal Familien, die ihre lang ersehnten Reisen in den letzten Wochen gar nicht erst antreten konnten. 

Und nun? Aufgeschoben oder aufgehoben? Was macht man mit gescheiterten Weltreiseplänen in solchen Zeiten?

Nicht jede Weltreise lässt sich so einfach verschieben (siehe auch HIER zur Weltreiseplanung trotz Corona), schon gar nicht mit Kindern, Schule, Job und Alltag.

Und ganz ehrlich, Hand auf's Herz, wie ist das emotional wegzustecken, wenn der große Traum kurz vorm Start zerplatzt? Frust & Fernweh oder neue Pläne?

Drei Familien berichten:

Reisen als Lebensstil - Gerade gar nicht so einfach...

Chronisches Fernweh, Reisen als bewusster Lebensstil: gar nicht so einfach, wenn auf einmal die Reisewelt gefühlt still steht... Kurz vor Abflug nach Asien gingen weltweit die Grenzen zu und Flüge wurden gestrichen. Child&Compass sind wegen Corona nicht in der Ferne, sondern in Deutschland gestrandet. 

1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.

Child&Compass: "Hallo, ich bin Isabel und reise die meiste Zeit mit meiner bald vierjährigen Tochter um den Globus. Auf Child & Compass berichte ich über unsere Abenteuer, das Reisen mit Kind und teile unsere Lieblingsbilder von unterwegs."

2. Wann sollte es bei Euch losgehen und wie lange wolltet Ihr reisen? Und wohin?

Child&Compass: "Bisher waren wir die meiste Reisezeit in Südost-Asien unterwegs. Nach unserem Weihnachtsurlaub in Deutschland und ein paar Wochen Kälte sollte es Ende März nach Taiwan, Südkorea, Macau und Bali gehen. Anschließend wollten wir spontan entscheiden, wohin es uns zieht.

Eine feste Route hatten wir nicht geplant, auf eine zeitliche Begrenzung wollten wir uns ebenfalls nicht festlegen."

3. Aufgehoben oder nur aufgeschoben? Plan B oder Plan C oder…. : Was macht Ihr nun?

Child&Compass: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die kommende Zeit möchten wir trotzdem nicht zu Hause verbringen und haben uns daher spontan ein Wohnmobil gekauft, in den letzen Wochen viel repariert, restauriert, umgebaut, gepinselt, lackiert… und nun kann es bald losgehen. Wenn die Reisebeschränkungen aufgehoben sind, werden wir uns Richtung Südeuropa orientieren, um entweder dort zu überwintern oder, einen Funken Hoffnung haben wir noch: im Herbst nach Thailand fliegen."

Hoffentlich bald wieder unterwegs: Child & Compass
Hoffentlich bald wieder unterwegs: Child & Compass

4. Wie weit hattet Ihr Euer Leben in Deutschland bereits „wegorganisiert“ (Jobs, Schule, Wohnung…)? Und was macht Ihr jetzt damit?

Child&Compass: "Unser Leben in Deutschland ist dauerhaft auf Reisemodus. Wir haben zwar mit einer längeren Abwesenheit geplant, können aber auch einige Zeit in der Heimat gut überbrücken. Ich mache gerade ein zeitlich unbegrenztes Sabbatical, mein Mann hat seinen Job hier behalten. Schule tangiert uns bisher nicht, später wollen wir alternative Bildungswege nutzen."

5. Wie  ist die Situation emotional für Euch?

Child&Compass: "Die erste Zeit waren wir mehr als traurig. Auch wenn wir keine feste Route geplant haben, so haben wir doch damit gerechnet in anderen Ländern unterwegs zu sein, uns in einer anderen Kultur zu bewegen und Neues kennenzulernen. Meine Tochter besucht keinen Kindergarten, sodass Begegnungen und Abenteuer einen sehr hohen Stellenwert für uns besitzen.

Das Projekt „Campervan“ hat uns jetzt allerdings so sehr beansprucht, dass wir wieder in die Zukunft blicken und überlegen, wie wir die aktuelle Situation am besten für uns als Familie nutzen können."

6. Blick in die Glaskugel: Wie, glaubst Du, wird sich Reisen nach Corona für Euch verändern?

Child&Compass: "Wir machen seit Jahren keinen Urlaub mehr, sondern reisen sehr langsam und sind meistens längere Zeit an einem Ort. Abgesehen von teureren Flügen, nicht mehr

vorhandenen Homestays und Cafés und den weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen

von Corona vermute ich, dass wir irgendwann zu einer neuen Normalität zurückkehren werden.

Langfristig können wir uns ein dauerhaftes Leben im Ausland vorstellen, daran halten wir auch weiterhin fest. Die Auswirkungen auf Pauschalreisen, Urlaub in den Schulferien und Möglichkeiten in Deutschland mag ich mir kaum vorstellen."

Der große USA Trip: Hoffentlich nur aufgeschoben

Die lange geplante und organisierte Traumreise, mehrere Monate durch die USA: Geplatzt! Nun liegt die Hoffnung auf nächstem Jahr.... Pamela und ihre Familie berichten:

1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.

Pamela: "Wir sind eine vierköpfige Familie, Pamela 40, Thomas 40, Josephine 6, Jaelle 4 .

Wir Erwachsene sind vor den Kindern viel gereist, ich - Pamela - habe mit 30 eine 4-monatige Reise alleine gemacht (Australien, Thailand, Myanmar), gemeinsam waren wir mehrmals in Asien u.a. Borneo, inklusive Besteigung des höchsten Berges Südostasiens (Mt. Kinabalu).

Auch unsere Heimat, die Schweiz, bereisen wir gerne. Wir lieben die Berge, wandern gerne, sind aktive Wintersportler und auch die Kinder stehen seit sie 2 Jahre alt sind auf den Skiern. Den „Reisevirus“ (oh, darf man das jetzt so sagen?😅🙈) haben wir beide schon mit einem Austauschjahr in Neuseeland (Pamela) und einem 2-jährigen Arbeitseinsatz in Malaysia (Thomas) eingefangen."

2. Wann sollte es bei Euch losgehen und wie lange wolltet Ihr reisen? Und wohin?

Pamela: "Am 4.5.20 wollten wir in unsere Familienauszeit nach Las Vegas fliegen und ab dort für einen Monat mit Wohnmobil durch diverse Nationalparks fahren bis San Francisco - dort dann per Mietauto die Route 1 die Küste runter bis San Diego oder bis dahin, wo es uns gefällt...

Dann war nach Möglichkeit / Lust & Laune ein Abstecher nach Hawaii geplant. Fix geplant war zum Schluss eine Woche New York mit Besuch einer Familie (mein ehemaliger Gastbruder aus Neuseeland - da schließt sich der Kreis). Reisedauer: 3 Monate."

3. Aufgehoben oder nur aufgeschoben? Plan B oder Plan C oder…. : Was macht Ihr nun?

Pamela: "Wir verschieben um ein Jahr auf Mai bis Juli 2021 - aktuell gleicher Plan - jedoch sind wir da offen und passen uns der Situation an."

Statt Bildern im Schnee sollte es eigentlich Reisefotos aus den USA geben...
Statt Bildern im Schnee sollte es eigentlich Reisefotos aus den USA geben...

4. Wie weit hattet Ihr Euer Leben in der Schweiz bereits „wegorganisiert“ (Jobs, Schule, Wohnung…)? Und was macht Ihr jetzt damit?

Pamela: "Schule: Es war ein riesen Ding, unsere ältere Tochter von der Schulpflicht zu befreien bzw. eine Dispensation zu erhalten - wir haben dies bereits im Oktober 2019 beantragt. Nächstes Jahr sind es dann 2 Kinder. 🙈

Wohnung: Wir hätten um ein Haar unsere Wohnung untervermietet-gerade noch Glück gehabt. 

Jobs: wir haben kulante Arbeitgeber und eine Rückkehr in den Job anstelle der Reise ist kein Problem - aber ob wir den unbezahlten Urlaub im 2021 erhalten werden, steht noch in den Sternen."

5. Wie  ist die Situation emotional für Euch?

Pamela: "Es ist schon fast verdaut... (oder vielleicht doch nicht?) Wir sahen es früh kommen, dass es eben nicht gut kommt und haben uns früh aufs worst-case-Szenario eingestellt. Da

die letzten Wochen ein Ausnahmezustand waren, ist es aktuell für uns nicht prioritär und wir halten uns an die Hoffnung für nächstes Jahr - aber so langsam wird uns klar, dass Reisen wohl vielleicht nie mehr so wird wie vor Corona. Das stimmt uns schon traurig. Ich vermisse aktuell die Unbeschwertheit und finde es schwierig, dass wir momentan diese Unbeschwertheit beim Reisen unseren Kindern gerade nicht vorleben können. "

6. Blick in die Glaskugel: Wie, glaubst Du, wird sich Reisen nach Corona für Euch verändern?

Pamela: "Was für uns schon vor Corona klar war: Flugreisen machen wir nur so viel wie absolut nötig, sehr überlegt bzw. nur für eine längere Reise - für zwei Wochen fliegen wir nicht. Wir versuchen, vermehrt die Schönheit und die Möglichkeiten unserer umliegenden Regionen zu schätzen. 

Wie wird das Reisen nach Corona sein? Schwierig, sich dies konkret vorzustellen - wir verdrängen es noch ein wenig ;)"

Nur 2 Wochen vor Abflug kam die Bruchlandung...

Eigentlich sollten sie jetzt in Asien sein, weitere Traumziele rund um den Globus waren geplant. Aber statt gerade 1 Jahr um die Welt zu reisen, muss die 4-köpfige Familie von likes2travel erstmal zu Hause abwarten. Evi berichtet über alte und neue Pläne:

1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.

likes2travel: "Wir sind Kuba & Evi und warten gemeinsam mit unseren beiden Mädels Emilia (2) & Emma (4) auf den Beginn unserer Weltreise. Unser Reiseblog: likes2travel "

2. Wann sollte es bei Euch losgehen und wie lange wolltet Ihr reisen?

likes2travel: "Anfang April sollte es für mindestens 1 Jahr losgehen."

3. Wie war Eure geplante Route?  

likes2travel: "Der grobe Plan war über Malaysia nach Bali, weiter nach Australien & Neuseeland zu reisen. Im Anschluss sollte es über Hawaii nach San Francisco, Costa Rica, Cuba und evtl. Südamerika gehen - Planänderungen nicht ausgeschlossen :) "

4. Aufgehoben oder nur aufgeschoben? Plan B oder Plan C oder…. : Was macht Ihr nun?

likes2travel: "Definitiv Aufgeschoben! Wir warten bis sich die Grenzen öffnen und sich die Situation wieder normalisiert. Dann werden wir unsere Reiseroute entsprechend anpassen, bzw. uns einfach treiben lassen.

Das werden wir allerdings alles erst entscheiden, wenn es soweit ist, Planen macht für uns zur Zeit nicht wirklich Sinn."

5. Wie weit hattet Ihr Euer Leben in Deutschland bereits „wegorganisiert“ (Jobs, Schule, Wohnung…)? Und was macht Ihr jetzt damit?

likes2travel: "Da die weltweite Reisewarnung für uns relativ überraschend, 2 Wochen vor Abflug kam, hatten wir bereits unser Mietshaus gekündigt, die Kita über die Auszeit informiert & Elternzeit beantragt. Wir konnten glücklicherweise bei einem Freund unterkommen, der uns aktuell seine Wohnung zur Verfügung stellt.

Im Juni werden wir mit unseren verbleibenden Möbeln, die wir noch nicht verkauft haben, einen Stock tiefer in eine frei gewordene Wohnung ziehen. Wir versuchen die Zeit bis zur Abreise sinnvoll zu nutzen. Evi ist gerade dabei, ihr zweites Standbein aufzubauen, um auch auf Reisen arbeiten zu können."

6. Wie  ist die Situation emotional für Euch?

likes2travel: "Zu Beginn war es sehr emotional für uns. Da wir nun allerdings die Zeit bis zur Abreise sinnvoll nutzen, um die Basis für eine längere Reise zu schaffen, kommen wir mittlerweile mit der Situation ganz gut zurecht."

7. Blick in die Glaskugel: Wie, glaubst Du, wird sich Reisen nach Corona für Euch verändern?

likes2travel: "Wir könnten uns vorstellen, dass es zu neuen Einreisebestimmungen kommt, wie z.B. Schnelltestern am Flughafen. Oder auch, dass viele Menschen ihren Urlaub nicht weit entfernt von der Heimat verbringen möchten - wie z.B. in Europa.

Wir denken aber positiv, wir lieben es neue Länder und Kulturen zu entdecken, ebenso wie uns die offene Art, auf die wir bisher fast überall trafen begeistert! Wir können uns nicht vorstellen, dass sich das nach der Pandemie ändert 🙂 Wir freuen uns daher umso mehr über die Menschen und Geschichten, die uns noch begegnen werden - gemeinsam mit unseren Kindern!"

Noch mehr Gedanken zu Corona und ihrer geplatzte Weltreise findet Ihr hier auf dem Likes2Travel Blog: "Was uns Corona gelehrt hat" .


Weitere Interviews mit Reisefamilien, die ihre großen Reisen (erstmal) abgebrochen haben,  gibt es hier. Aber auch Familien, die weiter unterwegs sind, berichten über Weltreisen in Corona-Zeiten.

 

Falls Ihr auch von einer Weltreise träumt, schon eine gemacht habt oder gerade macht, kommt auch gerne in unsere Facebook Gruppe "Weltreise mit Kindern" .

Noch mehr zum Thema:


Kommentar schreiben

Kommentare: 0