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Weltreise-Absage wegen Corona: Verhinderte Reisefamilien berichten 2

So viele Reisegeschichten müssen wegen Corona umgeschrieben werden, von Familien, die ihre große Reise abgebrochen haben und Familien, die trotz Corona weiter unterwegs sind

Aber es gibt auch viele Familien, die Corona kurz vor Reisebeginn ausgebremst hat und die ihre Reisegeschichten nun gar nicht erst beginnen können. In Interviews, die mich persönlich sehr berührt haben, erzählen drei Familien, die ihre lang ersehnten Reisen in den letzten Wochen (erstmal) nicht antreten konnten. 

Aufgeschoben oder aufgehoben? Was macht man mit gescheiterten Weltreiseplänen in solchen Zeiten? Wie ist das emotional wegzustecken, wenn der große Traum kurz vorm Start zerplatzt?

Frust & Fernweh oder neue Pläne? Lest selbst:

Pan-EUropa statt Panamericana?

ju_pa_an_americana, der Instagram Name verrät, welche großartige Tour die drei geplant hatten. Statt ein Jahr lang über die Panamericana zu cruisen, haben sie sich jetzt erstmal Plan B zurecht gelegt: 

1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.

Julia: "Wir sind Patrick (32), Julia (33) und Anouk (fast 5). Wer uns gerne besser kennenlernen oder uns bei unsere Reise begleiten möchte, darf uns gerne bei Instagram folgen: ju_pa_an_americana"

2. Wann sollte es bei Euch losgehen und wie lange wolltet Ihr reisen? Und wohin?

Julia: "Unser Flug sollte am 2.5.2020 von Frankfurt aus nach Los Angeles starten. Patrick und ich hatten uns je ein Jahr Elternzeit genommen, die wir uns nach der Geburt von Anouk aufgespart hatten und wollten das ganze Jahr, also bis April 2021, unterwegs sein."

3. Wie war Eure geplante Route?

Julia: "Wir wollten ein Jahr lang auf der Panamericana unterwegs sein. Starten wollten wir in Los Angeles und uns dort einen Camper kaufen. Dann wollten wir durch insgesamt 14 Länder, möglichst weit in den Süden. Unser Ziel war Ushuaia in Patagonien."

4. Aufgehoben oder nur aufgeschoben? Plan B oder Plan C oder…. : Was macht Ihr nun?

Julia: "Gerne hätten wir die Reise für ein Jahr aufgeschoben, aber durch die Einschulung von Anouk im Sommer 2021 ist das so leider nicht möglich. Deshalb haben wir uns jetzt ganz spontan einen Camper gekauft und diesen minimalistisch ausgebaut. Damit werden wir jetzt erst einmal Deutschland und Europa erkunden. Trotzdem haben wir die Hoffnung, vielleicht im späten Herbst doch noch in Richtung Amerika zu fliegen und doch noch einige Länder unserer Route zu besuchen. Dann aber natürlich in abgespeckter Form und ohne Camper."

Mit dem Camper auf große Tour - aber nun leider erstmal nicht auf der Panamericana...
Mit dem Camper auf große Tour - aber nun leider erstmal nicht auf der Panamericana...

5. Wie weit hattet Ihr Euer Leben in Deutschland bereits „wegorganisiert“? Und was macht Ihr jetzt damit?

Julia: "Wir haben das große Glück, dass wir im Haus meiner Eltern leben, somit hatten wir da keinen Stress und konnten da einfach in unserem gewohntem Umfeld bleiben. Die Elternzeit von Patrick und mir hat ja im Mai begonnen und wird aber ja auch gebraucht. Mein Arbeitgeber hat mir aber direkt angeboten wieder anzufangen und auch Anouks Kindergartenleitung wollte sich dafür einsetzen, dass sie weiter in den Kindergarten darf. Wir hatten also wirklich Glück im Unglück."

6. Wie  ist die Situation emotional für Euch?

Julia: "Der April war tatsächlich sehr schwierig für uns. Anfangs hatten wir noch gehofft und gebangt, dass alles nicht so schlimm wird. Als wir dann realisieren mussten, dass unser Traum, auf den wir 2 Jahre gespart und uns vorbereitet hatten, nicht stattfinden wird und wir auch unsere Flüge stornieren mussten, war das schon sehr hart. Wir hatten uns natürlich auf unser Abenteuer gefreut und wollten, dass das eine unvergessliche Zeit wird, gerade auch für unsere Tochter, die sehr tierbegeistert ist und mit der wir Wale und andere Tiere in freier Wildbahn beobachten wollten. Als dann der Plan mit dem Camper aufkam und wir dann auch tatsächlich einen kaufen und umbauen konnten, ist die Vorfreude allerdings wieder gewachsen und wir freuen uns jetzt einfach auf unsere gemeinsame Zeit, egal wo wir sie verbringen."

7. Blick in die Glaskugel: Wie, glaubt Ihr, wird sich Reisen nach Corona für Euch verändern?

Julia: "Eigentlich wollten wir für diese Reise das letzte Mal fliegen und danach nur noch mit den Camper in den Urlaub. Allerdings wollen wir Länder wie Mexico oder Costa Rica oder auch Peru unbedingt noch bereisen. Wenn das also in der Elternzeit nicht mehr möglich ist, können wir wahrscheinlich noch nicht ganz aufs Fliegen verzichten."

Berlin statt Bangkok

Eine ganz besondere Reise, auch emotional, sollte es für Maria und ihre Tochter werden. Stattdessen nun ein Wechselbad der Gefühle zu Hause in Deutschland, auf gepackten Koffern sitzend und mit Hoffnung auf einen baldigen Start: 

1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.

Maria: "Erstmal zu den knallharten Fakten :-) Ich bin Maria , werde aber von allen nur Kaja genannt, bin zarte 29 Jahre jung und habe bis zuletzt als Disponentin gearbeitet. Meine Tochter Emma wird im August 6 Jahre alt und ging bis zum Corona Shutdown Vollzeit in den Kindergarten. Wir sind ein kleiner Weiberhaushalt - außer unser kleiner Hund Spikey, welcher 2 Jahre alt ist, er ist der Mann im Haus. :-)

Wir haben Emmas Papa im Juli 2018 verloren und kämpfen uns seitdem mal mehr oder weniger gut durch unseren Alltag. Dieser schwere Verlust ist der Grund für unsere geplante Reise. Wir haben am eigenen Leib erfahren müssen, dass nichts kostbarer ist, als gemeinsame Zeit ! Wir wollen unsere ganz persönliche Reise auch als eine Art der Trauerbewältigung nutzen. Uns wieder finden, lernen zu akzeptieren. Das Tollste bei uns ist, wir haben immer den tollsten Schutzengel bei uns. Unser Blog: emmariah"

2. Wann sollte es bei Euch losgehen und wie lange wolltet Ihr reisen? Und wohin?

Maria: "Also Start wäre der 25.03.2020 gewesen. Unsere Reise wäre in Berlin gestartet , über Oslo und dann auf direktem Wege nach Bangkok. Unser Flug ist leider storniert worden, wäre das nicht passiert, dann hätten wir auf jeden Fall den Flug angetreten. Wie lange unsere Reise gehen sollte, hätte dann letztendlich unser Bankkonto entschieden. :-) Aber ein halbes Jahr wäre super gewesen und jeder Tag mehr natürlich ein Geschenk."

3. Wie war Eure geplante Route?

Maria: "Wir hatten keine Richtige :-) Start wäre in Thailand gewesen, da hatten wir auch schon grobe Punkte, wohin wir wollten und was wir gerne gesehen hätten. Aber danach waren wir offen und wollten das auch bewusst so. Wenn es uns irgendwo gefällt, dann bleiben wir & wo eben nicht , dann packen wir den Rucksack und suchen weiter."

4. Aufgehoben oder nur aufgeschoben? Plan B oder Plan C oder…. : Was macht Ihr nun?

Maria: "Das ist leicht zu beantworten :-) Auf jeden Fall nur AUFGESCHOBEN. Wir werden die Route wohl komplett ändern müssen . Im Moment schwebt uns Mexico vor, wir planen, hoffen und geben nicht auf."

5. Wie weit hattet Ihr Euer Leben in Deutschland bereits „wegorganisiert“ (Jobs, Schule, Wohnung…)? Und was macht Ihr jetzt damit?

Maria: "50:50 würde ich mal sagen. Job ist gekündigt, den Kindergartenvertrag habe ich auf Eis legen lassen, die Wohnung untervermietet und alle Versicherungen gekündigt, die ich als unnötig erachtet habe. Aber wir hätten immer die Möglichkeit, jederzeit wieder nach Hause zu kommen."

6. Wie  ist die Situation emotional für Euch?

Maria: "Puhhhhh... also das ist echt nicht einfach zu beantworten. Wir versuchen schon das beste draus zu machen & reden uns ein, dass es einen Grund hat, warum es noch nicht geklappt hat. Aber es ist natürlich alles andere als einfach. Wir genießen natürlich die geschenkte Zeit, aber in den eigenen vier Wänden, die eigentlich schon völlig leer geräumt sind, ist auch nicht so das Wahre.

Ich selber habe mehr damit zu kämpfen, es gibt Tage, da muss ich einfach mal losheulen oder bin auch mal richtig wütend & enttäuscht. Wir hoffen einfach Tag für Tag, dass sich die Lage entspannt. Die Taschen sind gepackt, wir könnten von heute auf morgen los... Das Schlimmste für mich persönlich ist, dass ich keine Deadline habe. Wir wissen nicht, wann es los geht, kein Tag, auf den wir hinarbeiten & uns freuen können."

7. Blick in die Glaskugel: Wie, glaubst Du, wird sich Reisen nach Corona für Euch verändern?

Maria: "Auch das ist sehr schwer kurz und knapp zu beantworten. Ich glaube, dass sich vor allem die Preise verändern werden. Die Flüge, die Unterkünfte oder sogar auch die Reisekrankenversicherung könnten teurer werden. Aber ansonsten denke ich, dass das Reisen einfach nach wie vor die schönste Art zu leben bleiben wird. Die Menschen werden weiter reisen, immer neue Wege erkunden und die Neureisenden , wie wir es sind, werden unsere Seelen an den schönsten Orten der Welt verlieren."

Der perfekte Zeitpunkt für die große Reise - dann kam Corona...

Bei Karen und ihrer Familie kamen gleich mehrere günstige Gelegenheiten zusammen: Die letzte Reise vor der Einschulung der beiden großen Kinder, Elternzeit und Elterngeld für die Kleine. Perfekte Voraussetzungen für eine große Familienauszeit. Und dann kam Corona... Karen berichtet, was sie geplant hatten und sie mit der Absage umgehen:  

1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.

Karen: "Wir sind eine 5köpfige Familie und diese besteht aus: Papa William (41), Mama Karen (36), William und David (6) und Carlotta (3Monate)."

2. Wann sollte es bei Euch losgehen und wie lange wolltet Ihr reisen? Und wohin?

Karen: "Es sollte Ende April losgehen und bis September 2020 gehen. Wir wollten einerseits die Elternzeit nutzen und gleichzeitig die letzte Möglichkeit, bevor die Zwillinge schulpflichtig sind."

3. Wie war Eure geplante Route?

Karen: "Unsere Reise sollte bei den Schwiegereltern in Mexiko starten, um einfach noch ein wenig die Babyzeit zu genießen, Familie und Freunde zu besuchen. Von dort aus sollte es einen Roadtrip von Texas über die Westküste hoch nach New York geben.

Von NYC aus standen zwei flexible Pläne zur Auswahl - Route A über Hawaii nach Japan und Singapur oder Route B von NYC zu den ABC-Inseln, von dort aus nach Amsterdam fliegen und von dort unser Auto bei meinen Eltern abholen und Irland bereisen."

4. Aufgehoben oder nur aufgeschoben? Plan B oder Plan C oder…. : Was macht Ihr nun?

Karen: "Wir wollen es natürlich nur aufschieben, obgleich wir wissen, dass es erstmal nicht "einfacher" wird. Freistellungen aus der Schule zu bekommen und ein evtl. 1 Jähriges Kind empfinde ich aus meiner Erfahrung heraus als etwas anstrengender. Trotzdem überlegen wir derzeit an B oder C."

5. Wie weit hattet Ihr Euer Leben in Deutschland bereits „wegorganisiert“ (Jobs, Schule, Wohnung…)? Und was macht Ihr jetzt damit?

Karen: "Das war unser Bonus, dass wir nicht viel wegorganisieren mussten. Demnach gab es nur die Route und die Passaktualisierungen etc. Wir buchen Flüge immer recht spät und hatten GsD noch keine gebucht."

6. Wie ist die Situation emotional für Euch?

Karen: "Für mich ist die Situation, um ehrlich zu sein, sehr schwer bis nahezu nicht auszuhalten. In der Elternzeit der Zwillinge war ich schon traurig, dass ich solch banale

Dinge wie Babyschwimmen oder Stilltreff häufig nicht mitmachen konnte. Nun habe

ich zwei Sechsjährige zuhause, die ich nicht fördern kann, die die letzten

Kindergartenmonate nicht erleben dürfen und gleichzeitig keine Reise genießen können und ich abermals nicht zu solch banalen Dingen wie Stilltreff etc. gehen kann. Somit empfinde ich derzeit meine EZ als reine Verschwendung, da Papa weiterhin arbeiten muss."

7. Blick in die Glaskugel: Wie, glaubt Ihr, wird sich Reisen nach Corona für Euch verändern?

Karen: "Ich denke schon, dass das Reisen im Großen und Ganzen wieder möglich sein wird, aber es wird unter Umständen erst einmal eingeschränkter sein. Ferner wird dann unsere wertvolle bezahlte Elternzeit zu Ende sein und wir können es nur noch mit dem Ersparten bestreiten und müssen zusätzlich über eine Art Homeschooling nachdenken, wenn wir denn überhaupt eine Freistellung bekommen."


Weitere Interviews mit Reisefamilien, die ihre großen Reisen (erstmal) abgebrochen haben,  gibt es hier. Aber auch Familien, die weiter unterwegs sind, berichten über Weltreisen in Corona-Zeiten.

Weitere Familien, denen Corona einen Strich durch die Reisepläne gemacht hat, werden hier demnächst berichten. Also dranbleiben!

Falls Ihr auch von einer Weltreise träumt, schon eine gemacht habt oder gerade macht, kommt auch gerne in unsere Facebook Gruppe "Weltreise mit Kindern" .

Denn nur zu gerne schließe ich mich Marias Meinung an zum Thema Reisen nach Corona: "Die Menschen werden weiter reisen, immer neue Wege erkunden und die Neureisenden , wie wir es sind, werden unsere Seelen an den schönsten Orten der Welt verlieren."

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