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Eurotour2018 4 – Nordspanien von Kantabrien bis Galizien

Von Kathedralen, Küste und Cortado: Unser Trip durch Nordspanien führte uns auf den Spuren des Jakobswegs bis an Europas äußerste Westküste – unser ganz eigene Pilgerfahrt im Wohnmobil. 

Unser erster Eindruck von Kantabrien war der kleine Mittelalterort Santillana del Mar, der zwar gar nicht am Meer liegt, aber auch nicht weit von der Küste. Der gut erhaltene mittelalterliche Ort ist wirklich sehr hübsch für einen kleinen Bummel. Aber natürlich genau dafür auch ein Top-Ziel in der Region und hat damit ein bisschen das Flair einer Touri Kulisse. Aber so ist es halt mit den Top Spots im Sommer, ein lohnenswerter Stopp war es allemal. Auch hier begegnete uns schon die Muschel, das Symbol des Jakobswegs. Hier führt zwar nicht die Hauptroute des Pilgerwegs entlang, aber eine Alternativstrecke, die nördlicher in Küstennähe verläuft. 

Da das Wetter zwar nicht schlecht, aber halt auch kein richtiges Strandwetter angesagt war, haben wir uns entschieden, nicht an der Küste lang zu zuckeln, sondern ein bisschen Gas gen Westen zu geben. Also ging es quer ins Landesinnere bis nach Leon, eine der größten und wichtigsten Städte auf dem Jakobsweg. Die Stadt war im Reiseführer so nett beschrieben, dass wir dachten, wir fahren einfach mal hin. Wir kamen erst am Nachmittag an und bummelten gemütlich durch die wunderschöne Altstadt, bis wir bei der imposanten Kathedrale ankamen. Leider erst 20 Minuten vor Schließung, weshalb wir uns den Eintritt dann gespart haben und die Kathedrale leider nicht mehr von innen besichtigt haben. Die Kathedrale ist berühmt für ihre Buntglasfenster. Sicher sehr sehenswert, dann halt beim nächsten Mal. Gleichzeitig erwachte die Stadt zum Leben, überall waren gut gekleidete Menschen unterwegs, zum Konzert in der Kathedrale und auf vielen Hochzeitsgesellschaften, die in der Altstadt feierten. Viele von denjenigen, die noch nicht verheiratet waren, zogen hingegen in den üblichen Verkleidungen durch die Gassen bei ihren Junggesellen- und Junggesellinnenabschieden. Und überall Restaurants und Bars voller Menschen, das Leben tobte in den Gassen und auf den Plätzen. Eine wunderbare Atmosphäre. Also genossen wir einen herrlichen Abend bei einigen Runden Rosé und verstanden, was den Autor des Lonely Planet an Leon so begeisterte. Im übrigen: 4 Runden Rosé, also 8 ordentliche große Gläser, zu jeder Runde gab es noch einen Teller mit einem Tapa aufs Haus, und der ganze Spaß für 15,20 Euro. Sensationell. 

Am nächsten Morgen ging es dann weiter auf den Spuren des Jakobswegs zum Ziel der Pilger: Santiago de Compostela. Sowohl der Jakobsweg als auch Santiago de Compostela als eines der drei wichtigsten christlichen Pilgerziele haben irgendwie so einen besonderen spirituellen Klang, ich wollte das gerne mal sehen. Und manchmal sind Vorstellungen und Erwartungen auch nur dazu da, um enttäuscht zu werden. Ja, wir wandelten auf den Spuren des Jakobswegs mit unserem Wohnmobil. Allerdings viel wortwörtlicher als wir dachten. Denn vor Santiago verläuft der Pilgerweg auf vielen Kilometern direkt entlang der viel befahrenen Landstraße, die nach Santiago führt. Nun zur Hauptsaison (und obendrein nur 2 Tage vor dem größten Fest des Jahres, dem Namenstag des heiligen Jakob) waren etliche Pilger unterwegs. Pfadfindergruppen, Menschenströme in Funktionskleidung, so stelle ich mir keine erhebende Atmosphäre kurz vor dem lang ersehnten Pilgerziel vor. Im übrigen reicht es aus, die letzten 100 km zu pilgern, um den begehrten Pilger Stempel zu bekommen, weshalb die letzten 100 km offensichtlich gnadenlos von Hans und Franz überrannt werden. 


Santiago dann, nun ja. Die Kathedrale selbst: Von außen noch recht beeindruckend, von innen wenig ansprechend. Innen stehen dann Pilger und Touristen quer durch die Kathedrale Schlange, um eine Statue des heiligen Jakob zu berühren. Draußen in der Altstadt dann ein Overflow an Souvenirläden mit Jakobsweg Kitsch und überteuerten Restaurants. Viele Pilger mischen sich mit noch viel mehr Touristen und asiatischen Reisegruppen. Und dazwischen haufenweise aufdringliche Bettler in der Hoffnung auf viele barmherzig gestimmte Christen. Uff. Gut, Haken dran. Wollten wir sehen, haben wir gesehen. Und die Erkenntnis mitgenommen, dass gerade der letzte Teil des Jakobswegs sicher nicht der ist, wegen dem man den Weg machen sollte. 


Nach so viel Sightseeing wurde es aber dringend Zeit für ein paar Strandtage an der Westküste Galiziens. Wir fanden einen wunderbaren Stellplatz direkt am Strand, Playa Pragueira. Am Strand eine kleine Süßwasser Lagune, super für die Kids. 100 Meter weiter eine Strandbar zum Cortado trinken. Heiße Duschen und ein Lieferwagen mit Brot und Croissants, der morgens vorbei kommt. Allerdings erst um 9:30 Uhr, zum Glück, wir sind ja eher unter die Langschläfer gegangen. Einmal hat uns sogar erst das Hupen des Bäckers geweckt. Wir freuen uns jeden Tag über unsere so wunderbar schlafenden Babys. Seeeehr entspannte 3 Tage. 

Und sonst noch? Die sensationellen Wein-Preise in Spanien habe ich ja schon erwähnt (1,40 Euro pro Glas im Touri Hotspot in San Sebastian, 1,30 Euro in Lekeitio, 1,90 Euro inkl. Tapa in Leon). Aber noch mehr lieben wir ja im Urlaub einen guten Kaffee oder Espresso im Café, gerne auch 3 – 4 Mal am Tag. In Deutschland ist gerade Espresso meist viel zu teuer, 2 Euro und mehr. Dafür bekommt man aber zumindest oft einen vernünftigen Kaffee. Aber auch nicht immer. In Frankreich ist der Kaffee dann zumindest etwas günstiger, schmeckt aber in der Regel grauenhaft. Warum können die Franzosen eigentlich keinen vernünftigen Kaffee oder Espresso? Cappuccino mit Schlagsahne? Ernsthaft? Eine Wohltat dagegen in Spanien. Man muss wirklich lange (LANGE) suchen, um einen Kaffee zu finden, der nicht schmeckt. Und ein Cortado (unser Standard, ein Espresso mit ein wenig Milch) kostet in der Regel nicht mehr als 1,50 Euro. Muy bien.

 

Aber, um das vorweg zu nehmen, es geht sogar noch günstiger. Und auch noch besser. Ein portugisischer Galao, ein großer, köstlicher Milchkaffee ist mit 1,50 Euro schon eher teuer, den haben wir durchaus auch schon mehrfach für 1 Euro bekommen. Und fantastischer Espresso, der sich auch in Italien nicht verstecken müsste, für 70 Cent. Bem Vindo in Portugal! Dazu dann aber mehr beim nächsten Mal… Bis bald! 


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